Chancen nutzen!

Die Redaktion befragt Experten zu den Herausforderungen 2019 in ihrer Branche.
Dezember 2018 Handelsblatt Perspektiven 2019

»2019 wird für die Automobilindustrie ein Jahr des Übergangs.«

Bernhard Mattes Präsident VDA

Die deutsche Automobilindustrie befindet sich in einem Transformationsprozess, der vieles verändern wird. Wir sind davon überzeugt, dass wir die Herausforderungen, die sich uns stellen, meistern werden. Unsere Hersteller und Zulieferer treiben die Elektromobilität ebenso entschlossen voran wie die Digitalisierung und das vernetzte und automatisierte Fahren.


Digitalisierung bedeutet für uns nicht nur autonomes Fahren. Hersteller und Zulieferer werden immer mehr zu Dienstleistern, die neue Mobilitätslösungen entwickeln und Mobilität ganz neu denken: Carsharing, Ride-Pooling, E-Scooter-Sharing und Mobilitätsplattformen sind sicher nur der Anfang.


Während unsere Mitgliedsunternehmen Milliarden in die Mobilität der Zukunft investieren, hält die Diskussion über saubere Luft weiter an. Wir wollen individuelle Mobilität sichern und gleichzeitig die Emissionen senken. Deshalb werden Softwareupdates an mehreren Millionen Fahrzeugen umgesetzt, deshalb beteiligen sich deutsche Hersteller am Mobilitätsfonds der Bundesregierung. Die Erneuerung des Pkw-Bestands wird durch Umstiegsprämien beschleunigt. Zudem unterstützen unsere Mitgliedsunternehmen Städte und Kommunen in zahlreichen Projekten.


Was kommt 2019? Viel hängt davon ab, ob es gelingt, die Handelskonflikte zwischen den USA und China auszuräumen oder zumindest zu mildern. Auch die Handelsfragen zwischen den USA und der EU sind noch zu klären. Der Blick auf die Märkte zeigt, dass wir es 2019 aller Voraussicht nach mit einem Jahr des Übergangs zu tun haben werden. Mittel- und langfristig jedoch stehen die Zeichen weiter auf Wachstum. Das stimmt zuversichtlich.


Die deutsche Automobilindustrie wird auch 2019 ihren Beitrag zum Wohlstand und zur sozialen Sicherheit hierzulande leisten. Sie will ihre internationale Wettbewerbsposition weiter stärken – und gemeinsam mit Politik und Gesellschaft die Mobilität der Zukunft gestalten.


www.vda.de

Dezember 2018 Handelsblatt Perspektiven 2019

»So funktioniert die Wärmewende!«

Tobias Dworschak Geschäftsführer VfW

Dass die Bundesregierung die Klimaschutzziele 2020, also die Reduktion der Treib-hausgas-Emissionen bis zum Jahr 2020 um mindestens 40 Prozent gegenüber 1990, nicht einhalten wird, ist seit geraumer Zeit abzusehen. Der VfW, die führende Interessensvertretung für Contracting und Energiedienstleistungen, mahnt schon seit Jahren einen konsequenteren und engagierteren  Kurs in der Klimapolitik an. Es ist unbedingt erforderlich, auch angesichts der Zielverfehlung 2020, für den Erfolg der Energie- und der Wärmewende zu kämpfen. Zu der Frage, wie die Wärmewende konkret gestaltet werden kann und welche Rolle Energiedienstleistungen darin spielen können, hat der VfW bereits im Zuge der Koalitionsverhandlungen einen Vorschlag gemacht. Dieser umfasst Maßnahmen wie die Gleichstellung der Wärmewende, die Verpflichtung zu Wärmemengenzählern und Mindesteffizienzstandards, keine Diskriminierung von Effizienzmaßnahmen und die finanzielle Belastung von CO2-Emissionen.


Um die energetischen Einsparpotenziale zu erschließen, müssen perspektivisch besonders im Bestand noch erheblich mehr Effizienzmaßnahmen umgesetzt werden – vor allem in dem großen Bereich der Wärme! Hemmnisse, insbesondere in der Wärmelieferverordnung, bremsen heute viele Projekte aus. Die Effizienz bestehender Heizungsanlagen wird nicht systematisch erfasst, was nicht nur die Identifikation von Effizienzpotenzialen, sondern auch die Umstellung auf moderne Technologie erschwert.


Contractoren als Effizienzdienstleister sind die idealen Partner, um eine Effizienzsteigerung zu erzielen – sei es durch die Lieferung von Energie, idealerweise in Kombination mit einer Umstellung der Energieerzeugung auf erneuerbare Energieträger, die gekoppelte Erzeugung von Wärme und Strom aus Blockheizkraftwerken oder PV-Anlagen oder auch im Rahmen eines Energiespar-Contracting, in dem der Dienstleister eine Garantie für die vereinbarte Energieeinsparung übernimmt.


Technisches und administratives Know-how zeichnen Contractoren aus, und dennoch sind sie in vielen Bereichen schlechter gestellt. Diese Ungleichbehandlung ist zu überwinden.


www.energiecontracting.de

Dezember 2018 Handelsblatt Perspektiven 2019

»Mehr Marktwirtschaft beim Klimaschutz!«

Stefan Kapferer Präsidiumsmitglied BDEW

Kein Tag vergeht in Europa ohne große Ankündigungen zum Thema Klimaschutz. Aber die Glaubwürdigkeit leidet, wenn man in steter Regelmäßigkeit eingestehen muss, die selbstgesteckten Ziele verfehlt zu haben – so wie in Deutschland beim Klimaziel für 2020 gerade geschehen.


Mit großen Gesten versucht die Bundesregierung nun abzulenken. Doch statt mit der Gießkanne Geld zu verteilen, wäre es endlich an der Zeit, marktwirtschaftliche Korrekturen vorzunehmen. Drei zentrale Vorschläge sorgen für mehr Klimaschutz:


1. Das Produkt Strom, bei dessen Herstellung immer weniger CO2 ausgestoßen wird, muss wettbewerbsfähiger werden. Mit einer Belastung durch Steuern, Abgaben und Umlagen von 54 Prozent ist Strom für die Sektoren Mobilität und Wärme nicht attraktiv. Erster Schritt: Die Stromsteuer muss gesenkt werden.


2. Der Europäische Emissionshandel zeigt Wirkung. Überall dort, wo CO2 einen Preis hat, sinken die Emissionen deutlich. Klar, dass Emissionen fossiler Energieträger in den Bereichen Wärme und Verkehr in gleicher Höhe bepreist werden müssen wie im Bereich der Stromerzeugung.


3. Diese Bundesregierung ist die vierte Regierung, die sich zum Ziel gesetzt hat, mit einer steuerlichen Abschreibung die Steigerung der Energieeffizienz im Gebäudebereich anzukurbeln. Doch während das Baukindergeld längst den Weg in das Gesetzblatt gefunden hat, gibt es für die steuerliche Abschreibung noch nicht einmal einen Referentenentwurf. So wird das nichts!
Niemand kann bestreiten, dass ein Strukturwandel durch einen beschleunigten Kohleausstieg eine politische Herausforderung ist. Eine Bundesregierung gefährdet ihre Glaubwürdigkeit nicht dadurch, dass sie sich für einen solchen Prozess ein wenig mehr Zeit nimmt. Unglaubwürdig macht sich eine Bundesregierung aber, die Haushaltsmittel beständig prioritär für andere Maßnahmen in die Hand nimmt. Deshalb: Schluss mit einer Politik der großen Gesten. Wir brauchen endlich ordnungspolitische Korrekturen für mehr Klimaschutz.


www.bdew.de