Zwischen den Welten

Unsere Kolumnistin Marie Fink ist eine professionelle Reisende. Die Höhen und Tiefen einer Geschäftsreise kennt sie genauso gut wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen, von denen sie liebevoll berichtet.
Marie Fink
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Marie Fink Redaktion

Kein Film über die Verlorenheit des Geschäftsreisenden ist so erfolgreich wie Sofia Coppolas Werk „Lost in Translation“. Und kein anderer so ergreifend. Der Titel entstand aus der Situationskomik einer Szene, ursprünglich sollte er „Zwischen den Welten“ heißen. Und damit offenbart der gleichermaßen humorvolle wie melancholische Film vieles von dem, was Menschen erfahren, die beruflich weltweit unterwegs sind: Sprachprobleme, Müdigkeit und Einsamkeit, aber auch großartige Begegnungen, Selbstsicherheit und sogar jenes legendäre Freiheitsgefühl, das Menschen seit jeher mit dem Reisen verbinden. Die wichtigste Botschaft aber: Es gibt einen Zusammenhalt zwischen reisenden Männern und Frauen aller Altersklassen und unterschiedlichster Herkunftsländer.

Dieses Phänomen ist besonders gut zu beobachten, wenn ein vergleichsweise ganzes Dorf – so viele Menschen umfasst ein Airbus A380 – zum Beispiel in San Francisco landet. Die lange Wartezeit vor der Einwanderungsbehörde macht Tausende von Ankommenden zu einem Team. Gruppendynamik de Luxe: So viele Gespräche zwischen Vor- und Nachstehenden, zwischen linken und rechten Reihen gibt es nirgendwo. Erkennen kann man den „Business Man“ dabei nicht – denn selbst Mark Zuckerberg reist bekanntlich im Kapuzenpullover. Der typische Geschäftsreisende jettet um die Welt, trifft Millionenentscheidungen und steigt in Luxushotels ab. Klingt prima, ist jedoch weniger glamourös, als man denkt. Eine internationale Studie der University of Surrey in Großbritannien und der schwedischen Linnaeus University stellte fest, dass es leider auch eine negative Seite der Hypermobilität gibt. Oft wird der Jetlag als Luxusproblem belächelt. Es ist aber bewiesen, dass das häufige Wechseln der Zeit- und Klimazonen den Biorhythmus enorm belastet. Und natürlich kann man nicht jederzeit Wurzeln schlagen oder Freundschaften pflegen.

An dieser Stelle sei der Fortschritt der Digitalisierung gelobt. Ich meine nicht den Dienstreisenden, der im ICE von Hamburg nach München sofort sein Laptop aufs Tischchen knallt und getreu nach eigenem Carpe-diem-Vorsatz stundenlang auf der Tastatur klappert. So manches Gespräch mit dem Sitznachbarn könnte die Reise wunderbar verkürzen und weniger einsam machen. Denn das sagt die Studie auch: Geschäftsreisende beklagen die Einsamkeit. Warum also nicht lieber skypen oder Facetime nutzen, wenn man weit weg ist? Die Gesichter der Menschen zu sehen, die man liebt, hilft mir immer über einsame Momente hinweg. Ich treffe mich nach Möglichkeit mit Kollegen oder suche eine Besonderheit der Destination auf, wo ich Menschen begegnen kann. Am besten aber hilft es mir, Leute vor Ort einfach anzusprechen. Begegnungen bereichern immer.

Im aktuellen Werbespot der Lufthansa, „Say Yes to the world“, der übrigens größten Marketingkampagne der Firmengeschichte, begegnen sich Reisende – irgendwo auf der Welt. Sie werden auf zwei Flugzeugsitze gesetzt und interviewt. Ein freundlicher Herr aus Japan meint: „Die Welt ist eine große Familie.“ Gefällt mir!

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Wirtschaft
November 2023
Illustration: Emanuela Carnevale
Redaktion

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