Ruhe bewahren

Gar nicht so einfach, wenn das öffentliche Leben lahmgelegt ist und man mit seinen Liebsten zu Hause ausharren muss. Da hilft es zu wissen: Allen geht es ähnlich.
Illustration: Wyn Tiedmers
Mirko Heinemann Redaktion

Derzeit wimmelt es von Analysen, wie der aktuelle Lockdown zu bewerten sei. Die einen kritisieren, die Maßnahme sei zu spät gekommen. Andere sehen Deutschland im Weltvergleich gut aufgestellt im Kampf gegen das Virus. Zumindest eines ist klar: Keine Bedrohung der letzten Jahrzehnte hat in Deutschland derart drastische Maßnahmen nach sich gezogen wie das Coronavirus SARS-CoV-2.


Wie mit dem Lockdown umgehen? Wir alle ringen um eine Haltung zu dieser Frage, jeden Tag neu. Bei vielen ist ein vormals professionell durchorganisierter Alltag improvisierten Abläufen gewichen, die jeden Tag neu geplant werden müssen. Seit den Schulschließungen organisieren die meisten Eltern die Betreuung ihrer Kinder selbst. Viele Unternehmen haben ihren Mitarbeitern die Arbeit im Home Office verordnet, so auch hier bei uns. Da zeigt sich dann plötzlich, wie wichtig persönliche Nähe ist. Wenn man einmal nicht weiter weiß, ist guter Rat eben nicht mal schnell von Schreibtisch zu Schreibtisch eingeholt. Man muss sich durchringen, entscheiden, telefonieren. Spontaneität ist da nicht mehr drin.


Viele ziehen sich zurück, üben sich zu Hause in sozialer Askese, betreuen den Nachwuchs. Das muss nicht nur Nachteile haben. Man entdeckt interessante Aspekte der Komtemplation, wagt sich endlich an den Bücherstapel, der seit dem letzten Geburtstag unangetastet ist. Die Kreise werden kleiner. Nachbarn, enge Freunde bleiben übrig. Vielleicht entsteht aus der vielen gewonnenen Zeit eine neue Geisteshaltung. Die infrage gestellten Selbstverständlichkeiten – vielleicht erwächst daraus eine neue Form der Achtsamkeit.


Nicht zu beneiden sind die Politikerinnen und Politiker. Es gehört jetzt einiges an Mutwilligkeit dazu, Politik als elitären Betrieb zu bezeichnen, der mit den Menschen nichts zu tun habe. Wer in seinem Leben jemals auch nur ein Fünkchen Verantwortung übernommen hat, sollte ahnen, welche Last auf den Schultern derjenigen liegt, die derzeit Entscheidungen treffen müssen. Kritik ist dennoch wichtig und dort angebracht, wo sie konstruktiv ist und den Menschen dient.


Auch die Helden dieser Tage sind ausgemacht: die Ärztinnen und Ärzte, die Pflegerinnen und Pfleger, die medizinischen Assistenten, die an vorderster Front stehen und sich in Gefahr begeben. Sie sind diejenigen, auf die es jetzt ankommt. Denn am Ende, das zeigt sich gerade mit aller Macht, zählt die Gesundheit.  In diesem Sinne: Bleiben Sie bitte gesund!

 

Im Fokus
Coronavirus SARS-CoV-2

 

Was wir sicher wissen


Übertragung
Das Virus überträgt sich durch Speichel. Weil sich die Viren vorne im Rachen vermehren, ist die Ansteckungsgefahr durch Speicheltröpfchen – etwa beim Husten, aber auch schon beim Sprechen – besonders hoch. Was schützt: 1,5 Meter Abstand zum Mitmenschen halten. Eine Übertragung des Virus über Türklinken, Haltestangen in Bussen und Bahnen, Bargeld, Tastaturen und PIN-Tastaturen auf Geldautomaten ist unwahrscheinlich, aber möglich. Deshalb: gründlich und mit Seife die Hände waschen und sich nicht in die Augen oder an die Nase fassen, denn über die Schleimhäute gelangt das Virus ins Blut.


Gefährdung
Faustregel: Je älter die Infizierten, desto gefährdeter sind sie. Bei über 70-Jährigen gehen die Virologen von einer erhöhten Letalität des Virus aus, das heißt, es sterben überproportional viele Menschen an der Erkrankung. Kinder überstehen die Krankheit Covid-19 in der Regel recht gut. Allerdings kann eine Viruserkrankung im Einzelfall immer einen schweren Verlauf nehmen. Menschen mit einer Erkrankung an Lunge und am Herz oder mit einem geschwächten Immunsystem sind in erhöhtem Maß gefährdet. Das gilt für Asthmatiker, Menschen mit chronischen Lebererkrankungen, Diabetiker und Patienten mit einer Krebserkrankung. Auch Raucher sind besonders gefährdet. 


Diagnose
Die Covid-19-Krankheit von einer Erkältung oder einer Grippe zu unterscheiden, ist selbst für Ärzte schwierig. Viele Symptome ähneln sich. Umso wichtiger ist die kritische Selbstbeobachtung. Die meistverzeicheneten Symptome sind trockener Husten und Fieber. Seltener wurde Erschöpfung, Auswurf und Atemprobleme und Halsschmerzen angegegeben. Vor einem Test sollten Überlegungen stehen wie: War ich kürzlich in einem Risikogebiet? Wurde in meinem direkten Umfeld Covid-19 festgestellt? In diesem Fall stehen unter der bundesweiten Telefonnummer 116 117 Ärzte für eine Erstberatung zur Verfügung. Sie wissen, wo man den Test machen kann. Nur in Notfällen sollte die Nummer 112 des Rettungsdienstes gewählt werden.  

 

Krankheitsverlauf
Von der Infektion bis zum Auftreten erster Symptome (mittlere Inkubationszeit) dauert es den bisherigen Informationen zufolge etwa fünf bis sechs Tage. Bisher hatten 80 Prozent der Patienten mit gemeldeten Infektionen einen leichten oder moderaten Verlauf. In Deutschland hatten knapp zwei Drittel zunächst Husten. Weniger als die Hälfte entwickelte Fieber, ein Drittel Schnupfen. Außerdem gemeldet wurden Kopf- oder Gliederschmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall. Solange sich die Erkrankung in den oberen Atemwegen abspielt, hält sie sich in Grenzen. Gefährlich wird es, wenn sie sich zu einer Lungenentzündung ausweitet. Dann kann es zu Sauerstoffmangel beim Herzen und anderen Organen kommen.

 

Was wir nicht sicher wissen
Ist man nach einer überstandenen Erkrankung immun?
Erst einmal ja, aber wie lange, ist unklar. Wenn man eine Analogie zu den anderen Coronaviren annimmt, könnte man von einem Zeitraum von ein paar Jahren ausgehen. Bei Sars beispielsweise sind Antikörper drei bis fünf Jahre nachweisbar.

 

Wird die Situation im Sommer besser?
Dass das Virus im Sommer verschwinden wird, ist unwahrscheinlich. Vermutungen zufolge wird im Sommer, wenn die Temperaturen steigen und die Luftfeuchtigkeit sinkt, die Gefahr einer Ansteckung sinken. Allerdings deuten Studien darauf hin, dass das Coronavirus nicht so stark auf Temperaturschwankungen reagiert wie etwa Grippeviren.  

 

Welche Folgen hätte eine Mutation?
In der Regel werden Viren mit einer Mutation ansteckender, nicht unbedingt aber gefährlicher für die Gesundheit. Es könnte sogar sein, dass Mutationsprozesse zu milderen Krankheitsverläufen führen, nämlich dann, wenn das Virus eher die oberen Atemwege befällt. Es würde sich leichter übertragen, aber die Lunge nicht befallen.

 

Wann ist die Corona-Krise überstanden?
Wahrscheinlich erst, wenn Impfungen in großem Maßstab durchgeführt werden können. Optimisten hoffen auf den Jahreswechsel 2020/21.                  
Stand: 19. März 2020

 

 

online
Weitere Informationen zu Covid-19 gibt es bei der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung unter: www.bzga.de

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