Vorsorge und Behandlung

Die Redaktion befragt Akteure zu aktuellen Entwicklungen in der Krebsmedizin.
Juli 2020 stern Leben mit Krebs

»Krebs-Früherkennung erhöht die Heilungschancen.«

Dr. Axel Schroeder Präsident; Berufsverband der Deutschen Urologen e. V. (BvDU)

Das Prostatakarzinom ist die häufigste Krebsart bei Männern und dritthäufigste Krebstodesursache in westlichen Industrieländern. Jedoch nutzen nur rund ein Viertel aller Anspruchsberechtigten die Früherkennungsuntersuchung. Dazu gehören Tastuntersuchung, bildgebende Diagnostik und – je nach individuellem Risikoprofil des Patienten − auch ein PSA-Test. Dabei entnimmt der Arzt eine Blutprobe und misst das prostataspezifische Antigen (PSA). Ist der Wert erhöht, kann das auf einen Tumor hinweisen. „Der PSA-Test ist ein fundamentaler Baustein in der Prostatakrebs-Früherkennung: Mit ihm verringert sich das Risiko, an einem Prostatakarzinom zu versterben“, erklärt Dr. Axel Schroeder, niedergelassener Urologe und Präsident des Berufsverbandes der Deutschen Urologen e. V. „Früh diagnostiziert heißt also immer auch für unsere Patienten, dass sie größere Chancen auf heilende und schonende Behandlungsverfahren haben.“

 

www.urologie-gestalten.de

Juli 2020 stern Leben mit Krebs

»Ambulante Beratungsstellen müssen gefördert werden.«

Mirjam Einecke-Renz Bereichsleiterin Gesundheitspolitik; Deutsche Krebsgesellschaft (DKG)

Der lange Verlauf einer Krebserkrankung birgt nicht nur medizinische Herausforderungen, sondern führt bei den Betroffenen auch zu psychischen Belastungen und existenziellen Problemen. Wertvolle Unterstützung bieten hier ambulante Krebsberatungsstellen. Die Finanzierung ihrer Arbeit war bislang allerdings häufig ungeregelt. Ein neues Gesetz soll das nun ändern: Rückwirkend zum Jahresanfang erstattet die Gesetzliche Krankenversicherung 40 Prozent der Kosten der Beratungsleistungen in der ambulanten Krebsberatung, sofern bestimmte Qualitätskriterien erfüllt sind. Doch gedeckt sind dadurch nur Beratungen bei psychischen Belastungen, nicht die Kosten für eine umfängliche psychosoziale Beratung, die auch eine sozialrechtliche Unterstützung umfasst. Eine zusätzliche Finanzierung durch die Rentenversicherungsträger wird hier dringend benötigt. Ohne die entsprechende gesetzliche Initiative des Bundesarbeitsministeriums riskieren wir den Kollaps der ambulanten Krebsberatung in Deutschland.


www.krebsgesellschaft.de

Juli 2020 stern Leben mit Krebs

»Die Suche nach neuen Krebsmedikamenten bleibt im Fokus.«

Han Steutel Präsident des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (VfA)

Auch wenn die forschenden Pharma-Unternehmen derzeit viele Medikamente gegen COVID-19 erproben, vernachlässigen sie andere Therapiegebiete nicht. Insbesondere gegen Krebserkrankungen führen sie weiterhin mehr Arzneimittelstudien durch als zu anderen Krankheitsgebieten. Schon bis 2023 sollen 44 Krebsarten in unterschiedlichen Krankheitsstadien besser behandelbar werden. Neue Medikamente sollen die Vermehrung der Tumorzellen möglichst dauerhaft unterdrücken oder die Patienten – wo möglich – sogar heilen. Die meisten der fortgeschrittenen Projekte richten sich gegen die häufigste Form von Lungenkrebs, gefolgt von Brustkrebs, Prostatakrebs, dem Blutkrebs AML und dem Knochenmarkkrebs Multiples Myelom. Doch auch an Therapien gegen sehr seltene Krebsarten wie zum Beispiel Synovialsarkom (in Armen oder Beinen) oder Morbus Waldenström (befällt Lymphknoten) arbeiten die Unternehmen. Die EU unterstützt sie dabei im Rahmen ihrer Orphan-Drug-Verordnung.


www.vfa.de