Biotech boomt

Ob Pharma, klassische Chemie oder Energiewende: Life Science ist ein Jobmotor. Nicht nur Hochschulabsolventen, auch Fachkräfte mit Ausbildungsberufen werden gesucht.
Illustration: Iza Bułeczka
Illustration: Iza Bułeczka
Lars Klaaßen Redaktion

Der demografische Wandel gehört seit Jahren zu den meist diskutierten Themen, selten jedoch mit Blick auf Fortschritt und Arbeitsmarkt. Schon heute werden neue Arzneimittel und Therapiemethoden entwickelt, um unser immer längeres Leben so lang und gesund wie möglich zu gestalten. Dieser Bedarf wird in Zukunft noch steigen.

„Ob im Bereich Pharma oder auch in der klassischen chemischen Industrie, in vielen Bereichen spielt Bio-Technologie zunehmend eine Rolle“, sagt Kerstin Elbing. Wo chemische Produkte früher etwa unter hohen Temperaturen hergestellt werden mussten, helfen heute Enzyme, bei der Erzeugung Energie zu sparen. Während Pharmazeutika früher chemisch-synthetisch hergestellt wurden, spielt heute Biotechnologie eine wichtige Rolle. „Die zunehmende Biologisierung schafft neue Arbeitsplätze – nicht nur in der Biotech-Branche selbst“, so die Sprecherin des Verbandes Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBIO). „Das macht Life Science zu einem Jobmotor in Deutschland.“ Auch beim Kampf gegen den Klimawandel und der Energiewende kommt Biotech zum Einsatz, ob bei der Forschung an leistungsfähigen Batteriesystemen für Elektroautos oder bei organischen Leuchtdioden, die den Energieverbrauch senken.

Zentrale wirtschaftliche Kennzahlen wie Umsatz und Mitarbeiter sind 2017 kräftig gestiegen. Das geht aus dem aktuellen BIOCOM-Report „The German Biotechnology Sector“ hervor. Demnach haben die 646 dedizierten Biotech-Firmen einen Umsatz von 4,1 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das ist ein kräftiges Plus von fast 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Leicht positiv ist der Trend bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung mit 1,12 Milliarden Euro. Das meiste Kapital floss mit über 916 Millionen Euro in die Entwicklung neuer Therapien und Diagnostika. Den stärksten prozentualen Zuwachs hingegen gab es im Bereich der industriellen Biotechnologie mit einem Plus von über sechs Prozent auf gute 54 Millionen Euro. Hinsichtlich der Mitarbeiter geht es laut BIOCOM-Report ebenfalls bergauf. Für 2017 wurden insgesamt knapp 22.000 Arbeitsplätze unmittelbar bei den Biotech-Firmen gezählt, was einem Zuwachs von knapp acht Prozent entspricht. Hinzu kommen fast 24.000 Mitarbeiter bei den sonstigen, biotechnologisch aktiven Firmen in der Chemie- und Pharmaindustrie, sodass die deutsche Biotech-Branche insgesamt an die 45.000 Arbeitsplätze vorweisen kann.

„Diese Zahlen sehen im Vergleich zu Branchen wie der Autoindustrie vielleicht nicht allzu beeindruckend aus“, sagt Elbing. „Aber Biotechnologen finden nicht nur in der engeren Biotechnologie-Branche Jobs.“ Viele Unternehmen, die nicht zu den üblichen Verdächtigen gezählt würden, hätten ebenfalls Bedarf an entsprechen-den Fachkräften. „In Sachen Biotech sind keineswegs nur Akademiker gefragt“, betont Elbing. Gesucht würden unter anderem Biologielaboranten und technische Assistenten. Erstere werden von einem Betrieb oder Forschungslabor mit begleitender Berufsschule ausgebildet und erhalten eine Ausbildungsvergütung. Technische (Labor) Assistenten dagegen werden von spezialisierten Schulen ausgebildet – mit begleitenden Praktika in Laboren.

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