Travel dich kreativ!

Können Elefanten-Workshops und die Besteigung rauchender Vulkane die Innovationskraft von Mitarbeitern wecken?
Illustration: Mario Parra
Illustration: Mario Parra
Axel Novak Redaktion

Als Kai Dieckmann, seinerzeit Chefredakteur der Bild-Zeitung, nach Möglichkeiten suchte, die Zeitung in die Ära der Digitalisierung zu hieven, reiste er nach Amerika ins legendäre Silicon Valley. Aus dem Tal der erfolgreichen und Kreativen kehrte er nach einem Jahr mit einem Rauschebart und neuen Ideen zurück. Springer hat der Ausflug gut getan – der Konzern hat die Digitalisierung recht erfolgreich vorangetrieben.

Reisen bildet – und weckt Kreativität und Innovationsgeist. Das haben mittlerweile viele Unternehmen entdeckt. Kegeln und Bowlen zum Teambuilding sind out. Die Mitarbeiter nehmen lieber an Unternehmens-Offsites oder Company Retreats teil. Junge Firmen fliegen ihre Mitarbeiter an die aufregendsten Orte der Erde, um schöpferischen Spirit zu erzeugen.

Gemeinsam gelingt’s

Die Idee dahinter ist simpel: Events sollen die Motivation und das Miteinander fördern. Beim Elefanten-Coaching in Sri Lanka bauen Führungskräfte gemeinsam ihren Stress ab. Und wer als Gruppe einen möglicherweise noch rauchenden Vulkan in Indonesien besteigt, der nimmt auch die Hürden der Digitalisierung einfacher oder vertraut dem Büronachbarn, wenn es künftig darum geht, SAP einzuführen.

Dabei aber gibt es drei Dinge zu beachten: Irgendwie muss das Event mit einem konkreten Ziel verbunden sein. Es geht nicht nur um Spaß, sondern um die Aufgabe, die im Zusammenhang mit dem Ausflug zu lösen ist. Zweitens muss der Ausflug so vorbereitet sein, dass er seinen Nutzen voll entfalten kann, weil ansonsten niemand die Reise und den Organisator ernst nimmt. Und schließlich gilt: Handys aus! Denn nur ohne Kontakt zur realen Außenwelt entsteht die fiebrige Atmosphäre, die für Kreativität und Spirit sorgt.

Wer dagegen nach einer erfüllten Mission ein Team belohnen möchte, der sucht andere Events vom gemeinsamen Kochen bis zum Zertrümmern von Autos. Das findet auch in Deutschland statt, wird von der anbietenden Agentur ausgiebig fotografisch dokumentiert und ist von entsprechenden Sicherheitseinweisungen begleitet.

Effizienz vs. Innovation

Die großen Konzerne leisten sich nicht nur Offsites und ähnliche Ausflüge, sondern sie beteiligen sich an Start-ups, um die Agilität und Spielfreude der Neuen in den großen Mutterkonzern zu tragen. Dabei verankern sie Kreativität und Innovation in der Unternehmenskultur, in dem sie eigene Innovationsprozesse aufsetzen.

Doch kämpfen die Unternehmen häufig mit einem Phänomen, das die Managementberater von Detecon jüngst unter dem Slogan „Efficiency Eats Innovation for Breakfast“ (Effizienz futtert Innovation zum Frühstück) zusammengefasst haben.

„Die Integration disruptiver Ideen ist die größte Herausforderung deutscher Konzerne“, betont Marc Wagner, Partner bei Detecon, der für eine Studie die Innovationskultur in deutschen Unternehmen untersucht hat. Hierarchische Strukturen und Prozesse, die auf Effizienz ausgerichtet sind, verhinderten zwar Fehler im System, so das Fazit. Aber sie verhindern auch jeden Ansatz von Innovation – allen Ausflügen und Reisen zum Trotz.

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